Brief an Ingolf Roßberg - 15. Februar 2003


15. Februar:


Über das Forum der offiziellen Webseite von Dynamo ( www.dynamo-dresden.de) sind, angeregt durch die Bemühungen im Forum, um eine Stadionsanierung an der Lennéstraße, spontan erste Aktionen angelaufen, z.B. diese Mail eines Users an den Dresdner OB Ingolf Roßberg:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

ich bin xxxx bei der xxx GmbH, einem Tochterunternehmen der xxx, welches das xxx betreibt.
Gleichzeitig sind wir Sponsor bei Dynamo Dresden, dem wohl bedeutesten Sportverein in Dresden, ja ich würde sogar sagen, was das Fan-Potential und die Außenwirkung bundesweit betrifft, in Sachsen.

Ich wende mich heute mit einem Anliegen an Sie, welches mir schon seit langen unter "die Nägel brennt", und zur Zeit wieder an Aktualität in der öffentlichen Diskussionen gewonnen hat.

Es geht mir um ein neues, dringend erforderliches Fußballstadion in Dresden!!!
Mir ist bewußt Ihr Engagement für Dynamo, gerade beim letzten Lizenzverfahren und dafür spreche ich Ihnen ausdrücklich meinen Respekt aus.
Mir ist weiter bewußt, daß Sie noch nicht sehr lange die Verantwortung für diese Stadt inne haben. In diesen Sinne trifft meine Kritik, daß es eigentlich eine Schande für Dresden ist, daß wir als Landeshauptstadt von Sachsen bis heute noch kein brauchbares Fußballstadion haben, Sie sicherlich etwas ungerecht. Aber Sie sind nun mal jetzt in der Verantwortung. Mich befremden nunmehr Töne in der Öffentlichkeit (aus Ihrem Haus), daß es auch in den nächsten 5 Jahren kein Fußballstadion geben wird, welches den Anforderungen von Profifußball und dem Fanpotential von Dynamo gerecht wird.

Das empfinde ich als herbe Enttäuschung meiner Hoffnungen, daß die fatale Stadionsituation in Dresden nunmehr zu einer zeitnahen Lösung des Problems führt. Statt dessen wird aus meiner Sichtweite die Lösung durch Machbarkeitsstudien, Standortanalysen sowie diversen Untersuchungen hinausgeschoben. Ich frage mich, scheut man sich Entscheidungen zu treffen?

Es gibt eine ganz einfache Lösung des Problems, worauf echte Macher setzen würden: Zug um Zug das jetzige Dynamo – Stadion auszubauen. Bei der Abwägung der Standortfrage wird zur Zeit durch die zuständigen Gremien im Rathaus viel zu wenig beachtet, daß die Heimstätte von Dynamo Dresden nun mal das Stadion an der Lennéstraße ist und auch bleiben sollte.

Denn so schlecht sind die infrastrukturellen Bedingungen dafür nicht, auf jeden Fall nicht schlechter als im Ostragehege.

Die Stadt kann ja Eigentümer bleiben und bringt das Stadion in eine Besitzgesellschaft ein, die dann für die Finanzierung und Realisierung des Ausbaus sorgt. Und es wäre doch gelacht, wenn über so eine Konstruktion durch öffentliche Fördermittel und private Investitionen nicht eine solide Finanzierung auf die Beine gestellt wird. Eine Betreibergesellschaft sorgt dann für die Vermarktung des Stadions, um eine Refinanzierung zu gewährleisten. Und umso durchdachter der Ausbau erfolgt, unter der Beachtung der Flexibilität und der Eignung der Konstruktion des Stadions auch für andere Veranstaltungen, desto kostendeckender und gewinnbringender kann die Betreibergesellschaft wirtschaften.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, ich bitte Sie, ergreifen Sie die Initiative, lösen Sie das leidige Problem. Die Dresdner und insbesondere die Fußballfans werden es Ihnen danken, auch bei der nächsten Wahl. Es wäre doch sicher schön, auch für Sie, wenn man in der Öffentlichkeit mal sagen könnte, unter dem OB Roßberg ist Dresden aus seinen Dornröschenschlaf, zumindest was Sportstätten betrifft, erwacht.

Mit freundlichen und hoffnungsvollen Grüßen

xxxxxxxxxxx

Ingolf Roßberg ist offiziell über die Mailadresse : oberbuergermeister@dresden.de zu erreichen. Wer diese Aktion unterstützt, den bitten wir herzlich darum alle Formen des Anstandes zu wahren nicht nur weil wir unserem OB eine Menge zu verdanken haben

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Die Antwort des Dresdner Oberbürgermeisters:


Date: Wed, 19 Mar 2003 11:01:57 +0100
From: Oberbuergermeister@Dresden.de
To: S. xxxxx@gmx.de

Subject: Ihre Mail zum erforderlichen Fußballstadion für Dresden

Sehr geehrter Herr S*****.,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 15.02.2003, wo Sie Ihre Kritik und Enttäuschung bezüglich des fehlenden bundesligatauglichen Fußballstadions in der Landeshauptstadt Dresden zum Ausdruck bringen. Die (echte) Fußballbegeisterung in Dresden stimmt mich froh und ich bin erfreut, welch großen Anteil die Fans am Fußballgeschehen nehmen.Ihre Intention, höherklassigen Fußball mit dem 1. FC Dynamo Dresden im Rudolf-Harbig-Stadion an der Lennéstraße für die Ewigkeit erhalten zuwollen, kann nicht aufgehen. Auf diesem Terrain bieten sich keine Entwicklungsmöglichkeiten an. Für den Umbau des Rudolf-Harbig-Stadions zur Bundesligaspielstätte sowie den Ausbau des Sportkomplexes zur Vereinssporteinrichtung des 1. FC Dynamo ist das Gelände einfach zu klein.

Einige Sportanlagen befinden sich außerhalb des Sportkomplexes und sind teilweise nicht kommunales Eigentum (Traglufthalle Blüherpark, Rasenplätze im Großen Garten), so dass deren Existenz relativ schnell in Frage gestellt werden kann. Standortuntersuchungen und Machbarkeitsstudien für eine zukünftige moderne Arena sind somit unbedingt erforderlich. Ungeachtet dessen wird der Sportstätten- und Bäderbetrieb im Komplex an der Lennéstraße weitere Investitionsmaßnahmen durchführen, um die Trainings- und Wettspielbedingungen zu verbessern. In der Sommerpause erfolgt an den restlichen zwei Flutlichtmasten eine Korrossionsschutz-Sanierung und ein Hartplatz wird zum Kunstrasenplatz umgebaut. Im März/April erfolgt durch den DFB eine Stadionbegehung, wonach die Stadt eine Liste mit erforderlichen Baumaßnahmen, die für die Durchführung von Zweitliga-Fußball notwendig sind, erhalten wird. Die Abarbeitung dieser Anforderungen wird der Eigenbetrieb dann unter Beachtung der finanziellen Möglichkeiten und sportlichen Erfordernisse versuchen umzusetzen.

Sehr geehrter Herr S*****,die von Ihnen aufgezeigte Lösung des Problems hat der Sportstätten- und Bäderbetrieb in den vergangenen Jahren in kleinen Schritten bereits praktiziert. Dabei wurden z. B. die Zuschauertraversen schrittweise saniert, so dass die Bauaufsicht nunmehr eine Kapazität von 18.808 Zuschauern genehmigt hat. Die von Ihnen angedachte Bildung einer Besitz- und einer Betreibergesellschaft zwecks Finanzierung des Ausbaus und der Bewirtschaftung des Stadions bzw. des gesamten Sportkomplexes lässt sich einfacher formulieren als in die Praxis umzusetzen. Jeder private Investor möchte irgendwann sein Kapital wieder zurück haben (möglichst mit Gewinn). Wer das Geld, gibt hat auch das Sagen, so dass sehr oft ein hohes Risiko mit großer Abhängigkeit eingegangen werden muss. Der 1. FC Dynamo hat diesbezüglich schon seine Erfahrungen gemacht, wenn an die Knebelverträge der Marketingfirma "Sorad" oder an das Engagement von "Sportwelt/Kinowelt" erinnert werden darf. Ich werde auf alle Fälle das Problem der Erhaltung und Modernisierung der Dresdner Sportstätten unter meiner Kontrolle behalten, möchte Ihnen nochmals für Ihre Initiative und die dabei dargelegten Gedanken bedanken und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Roßberg